
Abschlussbericht „Tschallia“ Teil 2
Evaluierung der Nachhaltig- und Alltagstauglichkeit
Hier folgt der zweite Teil des Abschlussberichtes über das Podo-Zentrum Tschallia. Den Anfang des Berichts finden Sie hier.
2) Evaluierung der Nachhaltig- und Alltagstauglichkeit
Im zweiten Projektjahr wurden die Selbsthilfegruppen-Mitglieder zu Hause besucht, um feststellen zu können, wie sie die besprochenen Präventionsmaßnahmen im alltäglichen Leben anwenden. So konnte ermittelt werden, wie nachhaltig und alltagstauglich die Arbeit innerhalb der Selbsthilfegruppen ist.
Interessante Ergebnisse der Evaluierung sind:
- Die Leute, die regelmäßig an den Treffen der Selbsthilfegruppen teilnahmen, hatten die gezeigten Maßnahmen am besten in ihrem Alltag beherzigt.
- Betroffene, denen es nach einigen Monaten besser ging, kamen oft nicht mehr zu den Treffen, da sie ihre Zeit besser mit der Re-Integrierung in ihr soziales Netzwerk und der Wiederaufnahme „normaler“ Tätigkeiten nutzen wollten.
- Viele Menschen kauften keine Seife mehr bzw. nutzten sie nicht weiterhin, sobald sie eine Besserung der Symptomatik erfahren hatten.
- Die am schwersten Betroffenen kamen meist aus besonders armen Verhältnissen (da sie sich keine Schuhe, keine Seife etc. leisten können).
- Viele wollten lieber von Experten begleitet und unterrichtet werden (den Podo-Koordinatoren), anstatt von freiwilligen Gemeindemitgliedern und Leidensgenossen.
Offene Fragen am Ende des ersten großen Projektes:
- Sollten Seife und Schuhe sehr armen Leuten kostenfrei gegeben werden?
Pro: Seife und Schuhe spielen in Behandlung und Prävention eine sehr große Rolle, doch können sich dies arme Leute meist nicht leisten.
Kontra: Durch das Spenden wird eine langfristige Abhängigkeit geschaffen. In verschiedene Stufen von Armut zu unterscheiden, ist meist weder fair noch plausibel. Betroffene, die einen Teil des Geldes für Schuhe aufbringen, gehen meist sorgfältiger mit der Ware um.
- Wie gut eignen sich Health Extention Workers in den Selbsthilfegruppen?
Pro: Sie sind durch ihre eigene Erkrankung motiviert tätig zu sein und empathisch gegenüber den anderen Teilnehmer_innen. Sie kennen die meisten der Teilnehmer_innen und sind gute Ansprechpersonen.
Kontra: Sie werden nicht von allen akzeptiert und ernst genommen. In harten Zeiten drängt sich das Eigeninteresse in den Vordergrund und die freiwilligen Mitarbeiter_innen verlangen Lohn.
- Wie lange sollten organisierte Selbsthilfe-Gruppen andauern?
Pro: Für eine längere Begleitung der Betroffenen sprechen die gegenseitige Unterstützung, das stärkende Gruppengefüge und das Gefühl mit der Erkrankung nicht allein zu sein.
Kontra: Health Extension Workers müssten über einen langen Zeitraum finanziert werden. Je länger die Betreuung von außen andauert, desto mehr befinden sich die Betroffenen in einem Abhängigkeits-Verhältnis.
- Könnten Diakone als Begleiter der sehr armen Betroffenen fungieren?
Ja, jedoch unter der Bedingung, dass sie sich auch Leuten annehmen, die nicht in ihrer Gemeinde sind oder einem anderen Glauben angehören.