Thanksgiving in Hurumuu

Es gibt viele Dinge im Leben, für die wir dankbar sind. Besonders dankbar macht es, wenn man eine schwere Krankheit überstanden hat. Das erleben die Menschen, die an den Podogruppen teilnehmen. Beim letzten Treffen der Selbsthilfegruppen wird deshalb oft ein Fest gefeiert.

Von Christel Ahrens.

Verantwortlich für solch ein Fest ist ein Kommittee, welches Geld einsammelt und Brot backen lässt und Tee kocht. An einem solchen Treffen in Hurumuu, Illubabor, konnte ich dabeisein. Es waren fast 100 Menschen gekommen.

Wer möchte erzählen?

Woyni, Mutter von vier Kindern, steht auf: Das Leben mit den schlimmen Füßen wurde für sie so unerträglich, dass sie versuchte, sich das Leben zu nehmen. Später hörte sie von der Podo Selbsthilfe-Gruppe. Inzwischen geht es ihr gut.

Alemi, eine junge Frau erzählt, dass sie mit sieben Jahren dicke Füsse bekam. Ihre Brüder mussten sie tragen. Die regelmäßigen Besuche in Kliniken kosteten die Familie enorme Summen an Geld. Zuletzt rieten Ärzte zur Amputation. Nach sechs Monaten Selbstbehandlung trägt sie speziell angefertigte Schuhe. Endlich kann sie am öffentlichen Leben teilnehmen. Sie weint… aus Traurigkeit und aus Dankbarkeit.

Chaltu hat keine Angehörige. Als ihre Füße die ersten Anzeichen von Podo entwickelten, brach sie die Schule ab. Sie hörte von der Podo-Gruppe, nachdem diese bereits begonnen hatte und keine Neuen mehr aufgenommen wurden. Chaltu weinte bitterlich und es wurde eine Ausnahme gemacht. Inzwischen hat sie sogar eine Arbeit gefunden und sagt stolz, dass sie nun die Seife selbst bezahlt.

Nun sind die Männer an der Reihe etwas zu sagen: Tilahun, ein gestandener Mann, lebte seit 16 Jahren mit der Krankheit, als er von der Selbsthilfegruppe hörte. Die nässenden Wunden am Fuß wollten einfach nicht besser werden. Als Würmer aus der Wunde kamen, kaufte er Gift und präparierte Mehl und Vaseline damit, so verzweifelt war er. Heute sind seine Füße ohne Wunden und er trägt Schuhe.

Tadu macht es wie viele Menschen mit Podo: Immer hinter anderen hinterhergehen, damit er unerkannt bleibt und nicht zum Gespött anderer Fußgänger wird. Zum ersten Besuch der Podo-Gruppe kam er ohne Schuhe, heute trägt er Schuhgröße 43.

Der nächste Mann, der aufsteht sagt: ich bin jemand, der nicht aufsteht, um etwas zu sagen. Ich wurde von den Menschen verachtet, das ändert sich nun. Der letzte Mann, der etwas sagt, lebt seit 42 Jahren mit der Krankheit und der schlimme Geruch war auch immer da. Meine Füße kennen keine Schuhe. Ihr seid zu uns gekommen und mit Euch kam Gott und brachte uns Heilung.

Zum Schluss geht eine Frau auf und ab, hebt die Hände und sagt: Uns geht es heute gut. Aber warum wird im Radio nicht von der Krankheit gesprochen? Sie sprechen im Radio doch über alles, aber nicht darüber, wie man von dieser Krankheit wieder gesund wird.

Dinkinesh, die Initiatorin der Gruppe und selbst betroffen, beschreibt, wie viele Opfer gebracht werden, damit die Gruppen durchgeführt werden können. Eine Botschaft, die auf der Kehrseite heißt: So wichtig seid ihr uns. Das haben sie auch verdient.

Trotzdem, es ist noch viel zu tun.